Einführungsrede zu Peter Scholl-Latour
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wer über Peter Scholl-Latour schreibt, wer über ihn spricht - der lässt rasch die Superlative Feste feiern. So gilt er als
- einer der „kenntnisreichsten und seriösesten Journalisten deutscher Sprache“,
- als der „bekannteste und erfahrenste Journalist Deutschlands“,
- als „der Auslandskorrespondent des deutschen Fernsehens“ und
- „als der erfolgreichste deutsche Sachbuchautor der letzten 20 Jahre“.
-Und sein berühmtestes Werk, sein legendärer erster Bestseller „Der Tod im Reisfeld. Dreißig Jahre Krieg in Indochina“, 1979 erschienen und bis heute wieder und wieder aufgelegt - es wurde mit einer Auflage von mehr als 1,3 Mio. Exemplaren eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Sachbücher seit 1945 überhaupt. Darin berichtet er über den 30 Jahre dauernden Kampf um die Einheit und Unabhängigkeit Vietnams 1946 bis 1975. Die erste Phase des Vietnamkriegs, von 1946 bis 1954 - der Kolonialkrieg Frankreichs gegen die kommunistisch geführte Demokratische Republik Vietnam unter ihrem Präsidenten Ho Chi Minh - wird auch als eigenständiger Krieg, als Indochinakrieg, betrachtet.
Die frühen Jahre in Indochina, die frühen Jahre in Vietnam, die Jahre im Reisfeld, der Krieg im Dschungel: kaum etwas hat Peter Scholl-Latour mehr geprägt, durch fast sechzig Jahre seines Lebens.
Hier hat er gekämpft - als französischer Fallschirmspringer - , hier hat er berichtet und darüber eben seinen ersten Bestseller geschrieben.
Immer auf der Suche nach der „émotion forte“, dem starken Erlebnis. Er hat es gefunden, nicht nur in diesem Krieg, sondern ein Leben lang.
Es beginnen die Abenteuer seines Lebens, die Millionen bekannt sind, hat er sie doch vor laufender Kamera erlebt:
- die Kongokrise in Leopoldville und die Ermordung Loumumbas 1960;
- seine Gefangenschaft in den Händen des Vietcong 1973,
- der legendäre Flug mit Ayatollah Khomeini aus dem Exil nach Teheran, mit Scholl-Latour als einzigem westlichen Journalisten an Bord.
Ob Afrika oder Asien, ob Naher oder Ferner Osten, ob Russland oder der Balkan - Peter Scholl-Latour ist vor Ort und erzählt hautnah von den Brennpunkten und Krisenherden, von Machtproben und Konflikten der Weltpolitik. Kaum ein Journalist, der so viele Länder aus eigener Anschauung kennt und so viele Akteure der internationalen Politik aus persönlichen Begegnungen.
Millionen von Fernsehzuschauern, Millionen von Lesern begleiten ihn seit einem halben Jahrhundert durch die islamische Welt zwischen Marokko und den Philippinen, im zerfallenden Sowjetreich oder in der Türkei - beobachten mit ihm den Vormarsch islamischer Fundamentalisten, den Kampf für den „gemeinsamen Gottesstaat aller Gläubigen“.
Und sie verfolgen mit ihm auch den Kampf gegen den Islam, gegen den revolutionären, den militanten Islam im Zuge einer globalen Kriegsführung gegen den Terror. Die USA und nicht zuletzt ihr Präsident George W. Bush geraten da ins Visier der kritischen Aufmerksamkeit: der Anti-Terror-Kampf der US-Regierung, ihr weltweiter „Kampf gegen das Böse“; die heillose Verzettelung der Amerikaner in unberechenbare Regionalkonflikte - ob in Afghanistan oder Irak; die immer lauter werdenden Einwände gegen den exclusiven Herrschaftsanspruch der USA, in Russland, in China und sogar bei den europäischen Verbündeten.
Nicht zu vergessen sein Buch „Afrikanische Totenklage“ über die Tragödie des Schwarzen Kontinents: über den Völkermord in Ruanda, über die Hungersnot in Äthiopien, über den Diamantenkrieg in Sierra Leone, über Gewalt und Chaos zwischen Sahara und Südafrika, über den „Ausverkauf des Schwarzen Kontinents“ und die tieferen Ursachen für diese verheerende Entwicklung.
„Monumentalgemälde politischer Desaster - spannend wie ein Abenteuerbericht“, urteilte einmal die FAZ.
Der subjektiv-persönliche Erlebnisbericht und die politisch-historische Reflexion,
die gewissenhafte, anschaulich-lebendige, immer wieder auch anekdotenreiche Beschreibung akuter Vorgänge und die Erhellung der Ursachen, der hintergründigen historischen Zusammenhänge, Querverbindungen und Verzweigungen - darin sieht Scholl-Latour den Kern seiner „Chronistenpflicht“, unabdingbar aber verknüpft mit exakten Recherchen, scharfen Urteilen, fundierten Begründungen und immer wieder mit Voraussagen, mit geradezu visionären Deutungen des Kommenden.
Frei von ideologischen Verkürzungen oder der Enge einer selbstverordneten „political correctness“ und nie akademisch und abstrakt.
Ohne jede Kurzlebigkeit und Kurzsichtigkeit des heutigen Medienbetriebs.
„Ich belehre nicht, ich erzähle“, lautet Scholl-Latours Credo, und das tut er mit eindringlicher Erzählkraft und stupender Detailkenntnis.
Wer so souverän mehr als ein halbes Jahrhundert in allen Winkeln der Erde überschaut, der hat immer wieder die Richtigkeit früherer Zukunftsprognosen erfahren dürfen. Und dem kommt nicht jede Aufgeregtheit des Tages „so neu“, so merkwürdig aktuell vor. „Es gibt nichts wirklich Neues unter der Sonne“, zitiert ausgerechnet der rasende Reporter Scholl-Latour den biblischen Ekklesiasten. Ob da schon die Gelassenheit des hohen Alters mitspricht? Er selbst wird das heftig verneinen. In seinem Alter, so bekundete er anlässlich seines 80. Geburtstags im März 2004, habe man die Wahl, sich der Sanftmut oder dem Zorn hinzugeben. Er habe sich für den Alterszorn entschieden und warnt mit Georg Bernard Shaw: „Nehmt Euch in Acht vor alten Männern, sie haben nichts zu verlieren“.
Wir fürchten ihn nicht, diesen zornigen alten Mann, diese weltweit geachtete Reporterlegende.
Wir heißen ihn, unweit seiner saarländischen Journalistenwurzeln, ganz herzlich willkommen in der Eifel - mit der Premiere seines jüngsten, eben erst per Kurier aus der Druckerei angelieferten Buchs: „Rußland im Zangengriff. Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam“.
Herzlich willkommen beim 7. Eifel-Literatur-Festival 2006, erstmals in Daun: Prof. Dr. Peter Scholl-Latour.
wer über Peter Scholl-Latour schreibt, wer über ihn spricht - der lässt rasch die Superlative Feste feiern. So gilt er als
- einer der „kenntnisreichsten und seriösesten Journalisten deutscher Sprache“,
- als der „bekannteste und erfahrenste Journalist Deutschlands“,
- als „der Auslandskorrespondent des deutschen Fernsehens“ und
- „als der erfolgreichste deutsche Sachbuchautor der letzten 20 Jahre“.
-Und sein berühmtestes Werk, sein legendärer erster Bestseller „Der Tod im Reisfeld. Dreißig Jahre Krieg in Indochina“, 1979 erschienen und bis heute wieder und wieder aufgelegt - es wurde mit einer Auflage von mehr als 1,3 Mio. Exemplaren eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Sachbücher seit 1945 überhaupt. Darin berichtet er über den 30 Jahre dauernden Kampf um die Einheit und Unabhängigkeit Vietnams 1946 bis 1975. Die erste Phase des Vietnamkriegs, von 1946 bis 1954 - der Kolonialkrieg Frankreichs gegen die kommunistisch geführte Demokratische Republik Vietnam unter ihrem Präsidenten Ho Chi Minh - wird auch als eigenständiger Krieg, als Indochinakrieg, betrachtet.
Die frühen Jahre in Indochina, die frühen Jahre in Vietnam, die Jahre im Reisfeld, der Krieg im Dschungel: kaum etwas hat Peter Scholl-Latour mehr geprägt, durch fast sechzig Jahre seines Lebens.
Hier hat er gekämpft - als französischer Fallschirmspringer - , hier hat er berichtet und darüber eben seinen ersten Bestseller geschrieben.
Immer auf der Suche nach der „émotion forte“, dem starken Erlebnis. Er hat es gefunden, nicht nur in diesem Krieg, sondern ein Leben lang.
Es beginnen die Abenteuer seines Lebens, die Millionen bekannt sind, hat er sie doch vor laufender Kamera erlebt:
- die Kongokrise in Leopoldville und die Ermordung Loumumbas 1960;
- seine Gefangenschaft in den Händen des Vietcong 1973,
- der legendäre Flug mit Ayatollah Khomeini aus dem Exil nach Teheran, mit Scholl-Latour als einzigem westlichen Journalisten an Bord.
Ob Afrika oder Asien, ob Naher oder Ferner Osten, ob Russland oder der Balkan - Peter Scholl-Latour ist vor Ort und erzählt hautnah von den Brennpunkten und Krisenherden, von Machtproben und Konflikten der Weltpolitik. Kaum ein Journalist, der so viele Länder aus eigener Anschauung kennt und so viele Akteure der internationalen Politik aus persönlichen Begegnungen.
Millionen von Fernsehzuschauern, Millionen von Lesern begleiten ihn seit einem halben Jahrhundert durch die islamische Welt zwischen Marokko und den Philippinen, im zerfallenden Sowjetreich oder in der Türkei - beobachten mit ihm den Vormarsch islamischer Fundamentalisten, den Kampf für den „gemeinsamen Gottesstaat aller Gläubigen“.
Und sie verfolgen mit ihm auch den Kampf gegen den Islam, gegen den revolutionären, den militanten Islam im Zuge einer globalen Kriegsführung gegen den Terror. Die USA und nicht zuletzt ihr Präsident George W. Bush geraten da ins Visier der kritischen Aufmerksamkeit: der Anti-Terror-Kampf der US-Regierung, ihr weltweiter „Kampf gegen das Böse“; die heillose Verzettelung der Amerikaner in unberechenbare Regionalkonflikte - ob in Afghanistan oder Irak; die immer lauter werdenden Einwände gegen den exclusiven Herrschaftsanspruch der USA, in Russland, in China und sogar bei den europäischen Verbündeten.
Nicht zu vergessen sein Buch „Afrikanische Totenklage“ über die Tragödie des Schwarzen Kontinents: über den Völkermord in Ruanda, über die Hungersnot in Äthiopien, über den Diamantenkrieg in Sierra Leone, über Gewalt und Chaos zwischen Sahara und Südafrika, über den „Ausverkauf des Schwarzen Kontinents“ und die tieferen Ursachen für diese verheerende Entwicklung.
„Monumentalgemälde politischer Desaster - spannend wie ein Abenteuerbericht“, urteilte einmal die FAZ.
Der subjektiv-persönliche Erlebnisbericht und die politisch-historische Reflexion,
die gewissenhafte, anschaulich-lebendige, immer wieder auch anekdotenreiche Beschreibung akuter Vorgänge und die Erhellung der Ursachen, der hintergründigen historischen Zusammenhänge, Querverbindungen und Verzweigungen - darin sieht Scholl-Latour den Kern seiner „Chronistenpflicht“, unabdingbar aber verknüpft mit exakten Recherchen, scharfen Urteilen, fundierten Begründungen und immer wieder mit Voraussagen, mit geradezu visionären Deutungen des Kommenden.
Frei von ideologischen Verkürzungen oder der Enge einer selbstverordneten „political correctness“ und nie akademisch und abstrakt.
Ohne jede Kurzlebigkeit und Kurzsichtigkeit des heutigen Medienbetriebs.
„Ich belehre nicht, ich erzähle“, lautet Scholl-Latours Credo, und das tut er mit eindringlicher Erzählkraft und stupender Detailkenntnis.
Wer so souverän mehr als ein halbes Jahrhundert in allen Winkeln der Erde überschaut, der hat immer wieder die Richtigkeit früherer Zukunftsprognosen erfahren dürfen. Und dem kommt nicht jede Aufgeregtheit des Tages „so neu“, so merkwürdig aktuell vor. „Es gibt nichts wirklich Neues unter der Sonne“, zitiert ausgerechnet der rasende Reporter Scholl-Latour den biblischen Ekklesiasten. Ob da schon die Gelassenheit des hohen Alters mitspricht? Er selbst wird das heftig verneinen. In seinem Alter, so bekundete er anlässlich seines 80. Geburtstags im März 2004, habe man die Wahl, sich der Sanftmut oder dem Zorn hinzugeben. Er habe sich für den Alterszorn entschieden und warnt mit Georg Bernard Shaw: „Nehmt Euch in Acht vor alten Männern, sie haben nichts zu verlieren“.
Wir fürchten ihn nicht, diesen zornigen alten Mann, diese weltweit geachtete Reporterlegende.
Wir heißen ihn, unweit seiner saarländischen Journalistenwurzeln, ganz herzlich willkommen in der Eifel - mit der Premiere seines jüngsten, eben erst per Kurier aus der Druckerei angelieferten Buchs: „Rußland im Zangengriff. Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam“.
Herzlich willkommen beim 7. Eifel-Literatur-Festival 2006, erstmals in Daun: Prof. Dr. Peter Scholl-Latour.