Einführungsrede zu Klaus Bednarz
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Feuerland und Patagonien, Baikalsee und Alaska, die Lena hinab zum Stillen Ozean:
das sind Landschaften, die immer wieder Menschen aus aller Welt in ihren Bann gezogen haben, geheimnisvoll und sagenumwoben, magisch schön in ihrer Urgewalt.
Das sind gewaltige Wege durch Taiga und Tundra, durch Schnee und Eis, bis an den kältesten Punkt der Erde, bis an den ältesten, tiefsten und geheimnisvollsten See der Erde, bis an die Grenzen von Kontinenten, bis ans Ende der Welt.
Das sind abenteuerliche und gefährliche Wege zuweilen, Straßen des Todes „über zugefrorene Flüsse, durch enge Schluchten und über gewaltige, kurvenreiche und steile Gebirgspässe ohne Markierungszeichen und Seitenbegrenzungen“, mit ausgehöhltem und weggeschwemmtem Straßenbelag, der mit nichts und von niemanden ausgebessert wird, wie Klaus Bednarz in „Östlich der Sonne“ schreibt.
Unwirtlich wie wunderschön sind also die Landschaften, Traumland, Alptraumland, Extremland für Abenteuerer, Neugierige, Weltentdecker.
Wenn Klaus Bednarz aufbricht zu den Enden der Welt, dann erfüllt er sich nicht selten einen Traum, dann wird er nicht selten beneidet, als WDR-Chefreporter und Sonderkorrespondent den schönsten Job in der ARD zu haben.
Dann sind erstklassige Reisereportagen in Film und Buch vorprogrammiert, Quotenhits und Bestseller-Erfolge. Wenn der Star-Reporter des ARD-Fernsehens auf Reisen geht, dann reisen Millionen zuhause mit. Und wenn sich Bednarz auf Zehntausenden härtester Reisekilometer gequält hat, monatelang, sommers wie winters, dann können sich Millionen von Menschen in den Fernseh- und Lesestuben der Nation gemütlich machen, nicht nur zur Weihnachtszeit.
Es sind nicht die grandiosen Panoramen ungezähmter Natur allein, die Bednarz faszinieren, die - über lange Strecken ohne Text - nur mit Bildern und Musik, betont langsam erzählt, zu einem Markenzeichen seiner Reportagen geworden sind.
Touristische Bilder allein haben Bednarz, ein Journalist bis ins Mark, nie befriedigt.
Es sind vor allem die eindringlichen Begegnungen mit den Menschen, mit ihren Sorgen und Problemen, Nöten und Hoffnungen, die beeindrucken.
Interviews mit ihnen, den Goldgräbern, Gauchos und Schafzüchtern, den Landarbeitern, Missionaren und Indianern, den Bärenjägern, Rentierhirten und Walfischfängern, mit Polarforschern, Archäologen und Schamanen, mit Verbannten und Sträflingen des GULAG - Interviews mit ihnen übernimmt er in langen Ausschnitten.
Schnörkellos, nüchtern, genau erzählt und dokumentiert er, einfühlsam und voller Respekt vor der Leidens- und Überlebensfähigkeit der Menschen in extrem lebensfeindlichen Regionen.
Alles andere als romantisch-verklärend.
Da scheint bei ihm, dem Osteuropa-Experten, der politischer Korrespondent für die ARD in Warschau und Moskau war, der fast zwei Jahrzehnte das kritische Politmagazin „Monitor“ leitete und moderierte (von 1983 bis 2001) - da scheint bei ihm der kritische Journalist immer durch: „Ich gebe meine kritische Grundhaltung nicht an der Landesgrenze ab“, sagt er, der sich nicht als Pauschaltourist um des eigenen Vergnügens und Wohlbefindens eigene Reiseträume erfüllen möchte.
Da sind kritische Blicke hinter die Kulissen vorprogrammiert, abseits der ausgetretenen Touristenwege: Blicke auf das Verhältnis der Weißen zu den indianischen Urvölkern; Blicke auf schmelzende Gletscher, auf abgeholzte Wälder, auf die riesigen Schlote einer umweltverseuchenden Papierfabrik am Baikalsee, auf chilenische Folter-Inseln mit Kzs oder auf die berüchtigen GULAGS Stalins in den Tiefen und Weiten Sibiriens.
Da leuchtet im Gespräch mit einzelnen das wechselvolle Schicksal von Tausenden auf, von Klaus Bednarz zuweilen dem Vergessen der Welt entrissen.
Und was ich persönlich noch schätze an den Reisereportagen von Klaus Bednarz, ist, dass er sich bei der Vorbereitung seiner Reisen durch Berge von Büchern liest, um sich dann doch offen, unvoreingenommen und betont subjektiv auf die Gegenwart der Menschen und Landschaften einzulassen.
Und dass seine Reisereportagen, ob Glücksgesänge oder Klagelieder, immer auch poetisch durchwirkt sind.
Der Seele einer Landschaft spürt Bednarz immer auch im Spiegel der Poesie nach, ob in der Baikal-Hymne oder der Legende vom Baikal und seiner Tochter Angara oder in den ostpreußischen Gedichten und Erzählungen eines Alexander Solchenizyn, eines Ernst Wiechert, eines Siegfried Lenz, eines Johannes Bobrowski oder einer Agnes Miegel.
Meine sgDuH, auch heute Abend war Klaus Bednarz wieder unterwegs. Nicht auf verwegenen Todespisten mit schwindelnden Abgründen, sondern ganz bequem per Autobahn - eigens, um zu uns zu kommen ins ebenso schöne wie wirtliche, lebensfreundliche, poetisch-verträumte Adenau.
Herzlich willkommen also beim 6. Eifel-Literatur-Festival 2006 erstmals an der Ahr, erstmals in Adenau, in der Hocheifelhalle - herzlich willkommen Klaus Bednarz.
Feuerland und Patagonien, Baikalsee und Alaska, die Lena hinab zum Stillen Ozean:
das sind Landschaften, die immer wieder Menschen aus aller Welt in ihren Bann gezogen haben, geheimnisvoll und sagenumwoben, magisch schön in ihrer Urgewalt.
Das sind gewaltige Wege durch Taiga und Tundra, durch Schnee und Eis, bis an den kältesten Punkt der Erde, bis an den ältesten, tiefsten und geheimnisvollsten See der Erde, bis an die Grenzen von Kontinenten, bis ans Ende der Welt.
Das sind abenteuerliche und gefährliche Wege zuweilen, Straßen des Todes „über zugefrorene Flüsse, durch enge Schluchten und über gewaltige, kurvenreiche und steile Gebirgspässe ohne Markierungszeichen und Seitenbegrenzungen“, mit ausgehöhltem und weggeschwemmtem Straßenbelag, der mit nichts und von niemanden ausgebessert wird, wie Klaus Bednarz in „Östlich der Sonne“ schreibt.
Unwirtlich wie wunderschön sind also die Landschaften, Traumland, Alptraumland, Extremland für Abenteuerer, Neugierige, Weltentdecker.
Wenn Klaus Bednarz aufbricht zu den Enden der Welt, dann erfüllt er sich nicht selten einen Traum, dann wird er nicht selten beneidet, als WDR-Chefreporter und Sonderkorrespondent den schönsten Job in der ARD zu haben.
Dann sind erstklassige Reisereportagen in Film und Buch vorprogrammiert, Quotenhits und Bestseller-Erfolge. Wenn der Star-Reporter des ARD-Fernsehens auf Reisen geht, dann reisen Millionen zuhause mit. Und wenn sich Bednarz auf Zehntausenden härtester Reisekilometer gequält hat, monatelang, sommers wie winters, dann können sich Millionen von Menschen in den Fernseh- und Lesestuben der Nation gemütlich machen, nicht nur zur Weihnachtszeit.
Es sind nicht die grandiosen Panoramen ungezähmter Natur allein, die Bednarz faszinieren, die - über lange Strecken ohne Text - nur mit Bildern und Musik, betont langsam erzählt, zu einem Markenzeichen seiner Reportagen geworden sind.
Touristische Bilder allein haben Bednarz, ein Journalist bis ins Mark, nie befriedigt.
Es sind vor allem die eindringlichen Begegnungen mit den Menschen, mit ihren Sorgen und Problemen, Nöten und Hoffnungen, die beeindrucken.
Interviews mit ihnen, den Goldgräbern, Gauchos und Schafzüchtern, den Landarbeitern, Missionaren und Indianern, den Bärenjägern, Rentierhirten und Walfischfängern, mit Polarforschern, Archäologen und Schamanen, mit Verbannten und Sträflingen des GULAG - Interviews mit ihnen übernimmt er in langen Ausschnitten.
Schnörkellos, nüchtern, genau erzählt und dokumentiert er, einfühlsam und voller Respekt vor der Leidens- und Überlebensfähigkeit der Menschen in extrem lebensfeindlichen Regionen.
Alles andere als romantisch-verklärend.
Da scheint bei ihm, dem Osteuropa-Experten, der politischer Korrespondent für die ARD in Warschau und Moskau war, der fast zwei Jahrzehnte das kritische Politmagazin „Monitor“ leitete und moderierte (von 1983 bis 2001) - da scheint bei ihm der kritische Journalist immer durch: „Ich gebe meine kritische Grundhaltung nicht an der Landesgrenze ab“, sagt er, der sich nicht als Pauschaltourist um des eigenen Vergnügens und Wohlbefindens eigene Reiseträume erfüllen möchte.
Da sind kritische Blicke hinter die Kulissen vorprogrammiert, abseits der ausgetretenen Touristenwege: Blicke auf das Verhältnis der Weißen zu den indianischen Urvölkern; Blicke auf schmelzende Gletscher, auf abgeholzte Wälder, auf die riesigen Schlote einer umweltverseuchenden Papierfabrik am Baikalsee, auf chilenische Folter-Inseln mit Kzs oder auf die berüchtigen GULAGS Stalins in den Tiefen und Weiten Sibiriens.
Da leuchtet im Gespräch mit einzelnen das wechselvolle Schicksal von Tausenden auf, von Klaus Bednarz zuweilen dem Vergessen der Welt entrissen.
Und was ich persönlich noch schätze an den Reisereportagen von Klaus Bednarz, ist, dass er sich bei der Vorbereitung seiner Reisen durch Berge von Büchern liest, um sich dann doch offen, unvoreingenommen und betont subjektiv auf die Gegenwart der Menschen und Landschaften einzulassen.
Und dass seine Reisereportagen, ob Glücksgesänge oder Klagelieder, immer auch poetisch durchwirkt sind.
Der Seele einer Landschaft spürt Bednarz immer auch im Spiegel der Poesie nach, ob in der Baikal-Hymne oder der Legende vom Baikal und seiner Tochter Angara oder in den ostpreußischen Gedichten und Erzählungen eines Alexander Solchenizyn, eines Ernst Wiechert, eines Siegfried Lenz, eines Johannes Bobrowski oder einer Agnes Miegel.
Meine sgDuH, auch heute Abend war Klaus Bednarz wieder unterwegs. Nicht auf verwegenen Todespisten mit schwindelnden Abgründen, sondern ganz bequem per Autobahn - eigens, um zu uns zu kommen ins ebenso schöne wie wirtliche, lebensfreundliche, poetisch-verträumte Adenau.
Herzlich willkommen also beim 6. Eifel-Literatur-Festival 2006 erstmals an der Ahr, erstmals in Adenau, in der Hocheifelhalle - herzlich willkommen Klaus Bednarz.