Festivalarchiv 2006 bis 2018

Einführungsrede zu Charlotte Link am 26. Oktober 2018 in Bitburg

Von Dr. Josef Zierden

Dr. Josef ZIerdenMeine sehr geehrten Damen und Herren,

„Buchkäufer - quo vadis?“. So heißt eine Studie des Buchhandels, die seit Juni heftige Wellen schlägt, und das bis heute.

Der Grund: ein dramatischer Rückgang an Buchkäufern und Buchlesern - mehr als 6 Mio. in den vergangenen 6 Jahren. Als Hauptursache für das geringere Interesse an Büchern gilt die Medienkonkurrenz: Das Buch scheint seine Rolle als „Leitmedium“ zu verlieren gegenüber Fernsehen, Internet und Streamingdiensten.

Anders gesagt: Der hektische und stressige Alltag in der digitalen Multitasking-Gesellschaft lasse vielfach weder Zeit noch Ruhe noch Energie für das Bücherlesen.

Da ist es eine gute Nachricht, dass einzelne Autorinnen und Autoren in Deutschland durchaus seit vielen Jahren Millionen von Lesern erreichen. Dass sie Rekordauflagen erzielen, sogar mit „Leseziegeln“ von mehr als 650 Seiten.

Charlotte Link ist ein solcher außerordentlicher Glücksfall für die Leselandschaft in Deutschland. „Alleine in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.“

So liest man im Klappentext ihres Kriminalromans „Die Entscheidung“ vom September 2016.

Und im Klappentext des jüngsten Kriminalromans „Die Suche“, am 1. Oktober 2018 erschienen, ist bereits von einer Auflage von 28,5 Millionen die Rede - mal eben 2,5 Millionen mehr in zwei Jahren. Was sich auf rund 30 Bücher in rund 30 Jahren bezieht, darunter Kriminalromane, Historienromane, Jugendbücher und ein sehr persönliches Sachbuch über den Abschied von ihrer krebskranken Schwester.

28,5 Mio. Auflage - diese Zahl rechtfertigt die Einschätzung dass Charlotte Link die meistgelesene deutschsprachige Autorin der Gegenwart sei, ja eine der erfolgreichsten Autorinnen weltweit.

Um diese Erfolgsgeschichte von ihren ersten Anfängen grob und kurz zu beleuchten:

Mit 19 Jahren veröffentlichte Charlotte Link ihren Debütroman „Cromwells Traum oder Die schöne Helena“ bei Rowohlt.

1997 gelang ihr mit „Das Haus der Schwestern“ endgültig der Durchbruch als Bestseller-Autorin, vielleicht sogar schon mit ihrer „Sturmzeit“-Trilogie seit 1989.

Und der aktuelle Kriminalroman „Die Suche“ - der ist bereits der neunte Titel, mit dem Charlotte Link einen Nummer-1-Bestseller landet.

Zuletzt war ihr das mit dem Kriminalroman „Die Entscheidung“ gelungen, der sich 35 Wochen lange im Ranking hielt.

„Die Betrogene“, 2015 erschienen, platzierte sich sogar 52 Wochen an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Mit diesem Roman stand Link zudem 2015 an der Spitze der Jahresbestsellerliste für belletristische Taschenbücher und stellte damit zum dritten Mal das Taschenbuch des Jahres. Mehr noch: die Taschenbuchausgabe von „Die Betrogene“ war 2015 der meistverkaufte Titel aller Buchtypen überhaupt, ob Hardcover, Paperback oder Taschenbuch.

Ihr Debüt als Spitzenreiterin gab die gebürtige Frankfurterin im Jahre 2002 mit dem Krimi „Die Täuschung“. Sechs Jahre später reüssierte Link erneut: „Die letzte Spur“ avancierte 2008 zum meistverkauften Titel in Deutschland.

Wobei nicht zu vergessen ist, dass ihre Kriminalromane und Thriller auch internationale Bestseller sind und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Und dass es bereits 22 Verfilmungen ihre Bücher gibt.

Warum diese Parade der Erfolgszahlen? Warum der Hinweis auf einen Bestsellergaranten in einer Zeit, in der dem Buchmarkt Millionen von Leser weggebrochen sind. Und in der die Verlage über der Frage verzweifeln, ob Bestseller überhaupt planbar seien und ob es einen Bestsellercode für Rekordauflagen gebe.

Ich tue dies aus Respekt vor einer Autorin, vor einem literarischen Werk, das - in Deutschland zumal - allzu schnell mit dem Etikett „Mainstream“ abgewertet werden kann, des schieren quantitativen Erfolgs wegen.

Ich tue dies aus Respekt vor den Millionen von Lesern, von denen ja niemand gezwungen war, einen Link-Roman zu erwerben. Für mich ist das, über mehr drei Jahrzehnte hinweg, eine eindrucksvolle Abstimmung an der Ladenkasse.

Ebenso wie die riesige und rasante Nachfrage nach den Tickets für den heutigen Abend. Kaum war der Vorverkauf gestartet Anfang November 2017 - da musste auch schon „ausverkauft“ gemeldet und eine Warteliste eingerichtet werden. Rund 400 Ticketwünsche stehen darauf.

Der außerordentliche Erfolg von Charlotte ist damit beziffert - erklärt worden ist er aber noch nicht. „Nervenkitzel pur“, „absolut fesselnd“, „ein perfekter Mix aus Spannung und Gefühl“, „eine emotionale Achterbahnfahrt - meisterhaft erzählt“: Auf solche überschwänglichen Bewertungen können sich Link-Fans leicht verständigen. Sicher auch bei ihrem jüngsten Kriminalroman „Die Suche“, seit kaum vier Wochen auf dem Markt. Der führt in die wilden und einsamen Hochmoore Nordenglands - und immer auch in brutale Abgründe der menschlichen Psyche. Wenn vier 14 jährige Mädchen spurlos verschwinden und teils tot aufgefunden werden - ein unerträglicher Albtraum für Eltern. Vermisst, verschleppt, verloren - das setzt eine spannende Suche in Gang, mit nebulösen Nebenpfaden, mit überraschendenWendungen und brutalen, pervers anmutenden Exzessen gegenüber Teenagern. Und mit einem sympathischen Ermittlergespann, das wir aus „Die Betrogene“ kennen und von dem wir in Zukunft wohl noch viel hören bzw. lesen werden.

Mehr über eventuelle Erfolgsgeheimnisse werden wir heute erfahren bei der Lesung von Charlotte Link und im Gespräch mit Bärbel Schäfer, vielen von uns noch bekannt von ihrer täglichen Talkshow bei RTL von 1995 bis 2002. 1500 mal hat sie diese Sendung moderiert.

Herzlich willkommen beim 13. Eifel-Literatur-Festival,

herzlich willkommen in der Stadthalle Bitburg: Deutschlands Krimiqueen Charlotte Link - und die fernsehbekannte Moderatorin Bärbel Schäfer.