Festivalarchiv 2006 bis 2018

Einführungsrede von Dr. Josef Zierden zur Kluftinger-Show von Klüpfel & Kobr

Bitburg, Stadthalle am 16. Mai 2014

Dr. Josef ZierdenMeine sehr geehrten Damen und Herren!

Ob da wohl ein alter Passat vor der Stadthalle steht? Mit Überbrückungskabel im Kofferraum?

Ob sich da jemand fluchend -  kreuzkruzifixhimmelarsch - „durch den neuen Bitburger Innenstadt-Einbahnring gekämpft hat?

Wo der Verkehr beständig links dreht, wie sonst nur noch die Milchsäure im Naturjoghurt seiner schrecklichen Diätkost?

Legt sich nicht schon ein Hauch von Kässpatzn über diese Stadthalle, wie sonst nur im feierabendlichen „Dahoim“ von Hauptkommissar Kluftinger in Altusried?

Es könnte schon sein, dass er heute Abend angereist ist aus dem Allgäu, der Klufti! Und dass mitten in der Vorstellung sein altes Handy klingelt und ein Lied durch die Halle wabert: „Die rote Sonne von Barbados“... Ein Klingelton, mit dem „Klufti“ schon bei der Pressekonferenz zum Taximörder unangenehm aufgefallen ist. Ein romantisches Herz-Schmerz-Lied von den Flippers.

Und was machen die studierten, obergescheiten Autoren Klüpfel & Kobr im jüngsten Kluftinger-Krimi aus diesem romantischen Herz-Schmerz-Thema? Eine brutale Mordserie machen sie daraus, mit blutbesudelten Leichen, denen mit roher Gewalt Herzen aus dem Körper entfernt werden. Und die findet man dann im Gefrierfach wieder. Einfach herzlos, dieser neue Krimi. Kalt-blütig! Kalt-herzig! Auch, wie die Autoren ihm, Kluftinger, Herz-schmerzen auf den Leib geschrieben haben.  Da machen sich die beiden Herren Schriftsteller noch lustig über sein Herzstechen in der Brust! Schicken ihn in die Praxis von diesem unsäglichen Doktor Langhammer! Foltern ihn hernach mit Diätkost und Yogagymnastik! Jagen ihn mit seinen Herzbeschwerden gnadenlos über Achterbahn und Geisterbahn. Führen ihn vor als Technik-Tölpel, nur weil er mit der App von Apple („Appel“), mit Voicememo und Skype gelegentlich seine Schwierigkeiten hatte. Als hätte man nichts Wichtigeres zu tun, als mit einem Computer zu telefonieren! Ein Skypekonto musste er sogar anlegen, als wenn nicht das Konto bei der Sparkasse ausreichen würde. „Lecktsmichdochallemalkreuzweiskruzifixnochamal...“ Und der Gipfel vom Ganzen, was sich die beiden obergescheiten Schriftsteller erlaubten: ihn jetzt auch noch auf die Bühne zu zerren - in der angeblich ersten multimedialen LitComedy-Show. Da werden sie sich wohl wieder lustig machen über ihn, diese herz-losen Herren aus dem Herzen des Allgäus. Das wollte er sich schon mal anschauen, er, Kluftinger. Und wenn es sein musste, sogar in der Eifel - die er so ohne Navi mit dem rumpelnden Passat kaum hat finden können.

Einen Bitburger Stausee soll es da geben. Der würde sich wohl in den blutigen Alpsee verwandeln müssen. Und der damische Einbahnring von Bitburg - das sollte wohl an die höllische Geisterbahn erinnern.

Nun ja: Kluftinger war ja vorbereitet. Kässpatzen-Brote hatte er genug eingepackt für die lange Fahrt und die liter... liter... literweise im Blut badende Komödienshow. Und der alte Klingelton war auch wieder drauf auf seinem Handy. Wenn da also nachher ein paar Töne durch die Halle wabern sollten, von der „ roten Sonne von Barbados...“ - dann wissen Sie, dann wissen wir: Kluftinger ist unter uns! Die Kässpatzen sind nahe - und die obergescheiten Krimiautoren aus dem Allgäu auch.

Herz-lich willkommen beim 11. Eifel-Literatur-Festival,
das wir immer schon mit „Herz-blut“ organisieren - die Herzens-Brüder des deutschen Erfolgskrimis -  Volker Klüpfel und Michael Kobr!