Festivalarchiv 2006 bis 2018

Pater Anselm Grün

Übersicht

Rede von Herrn Staatssekretär Walter Schumacher
am 09.04.2014

Hoch verehrter Pater Dr. Anselm Grün,
liebe Leserinnen und Leser!

Das 11. Eifel-Literatur-Festival beginnt!

Eine Jubiläumszahl in Rheinland-Pfalz!

So groß wie heute hat’s noch nie angefangen, über tausendvierhundert Menschen! Wittlich hat eigens das „Eventum“ gebaut, um das möglich zu machen. „Eventum“ – philologisch wie architektonisch imponierend. Eventum! In der Eifel spricht man noch Latein, lieber Pater Dr. Anselm Grün! Eventum magnum et magnificum est, quod est demonstrandum….

Vor 20 Jahren, als das Eventum noch Futurum war, war das erste Eifel-Literatur-Festival. Wer hat’s erfunden? Dr. Josef Zierden hat’s erfunden. Konzipiert, organisiert, inspiriert, gemanaged, beworben, geleitet. Ehrenamtlich!

Ein so großes, breites, prominentes Festival auf höchstem Niveau - ehrenamtlich.

Das gibt es nur in Rheinland-Pfalz. Dafür ist Dr. Josef Zierden und seiner Frau Birgit Zierden immer wieder zu danken. Heute mit dem Applaus von tausendvierhundert glücklichen Menschen! Wir danken Ihnen.

Dieses Engagement hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer 2013 mit dem Landesverdienstorden, der höchsten Auszeichnung in Rheinland-Pfalz, gewürdigt, für Birgit und Josef Zierden.

Heute ist Ministerpräsidentin Malu Dreyer in China, und in ihrer Delegation ist auch ein Schriftsteller aus Rheinland-Pfalz, Stefan Gemmel, der auch ins Chinesische übersetzt wurde.

Herzliche Grüße von Malu Dreyer und von Kulturministerin Doris Ahnen, die das Eifel-Literatur-Festival, in der Programm-Broschüre, „das literarische

Flaggschiff im Kultursommer Rheinland-Pfalz“ genannt hat. Auf diesem Flaggschiff sind Josef und Birgit Zierden Kapitän, Steward, Maschinist, Animateur, Reeder, Hafen und Meer und mehr.

Seit 20 Jahren, von Anfang an, fördert die Landesregierung das Eifel-Literatur-Festival. Mit Ihrem Geld, meine Damen und Herren, Steuergeld, und es ist richtig angelegt. Danke.

Ich danke auch den Sponsoren und Partnern des Festivals. Und den Medien! – besonders dem Südwestfunk.

Dieses Festival wurde zu einem national wie international beachteten Podium der Gegenwartsliteratur. Der Belletristik, des Sachbuchs, von Nobelpreisträgern und Bestsellerautoren.

Mit dem Marketing-Wort „Bestseller“ ist der Autor dieses Abends korrekt, aber nicht richtig angesprochen. Pater Anselm Grün ist einer der meistgelesenen christlichen Autoren der Gegenwart. 100 oder 300 Buchtitel, die Recherche hat noch kein Ergebnis, 14 Millionen Auflage – die Zahl von gestern ist heute gewiss überholt.

Ein Mann, der mit 19 Jahren Benediktinermönch geworden ist, Theologie, Philosophie und Betriebswirtschaft studiert hat, wird von Menschen in der ganzen Welt verstanden, in 30 Sprachen werden seine Bücher übersetzt – ob in Latein, weiß ich nicht, liebe Leute im Eventum. Bücher, die keine spektakulären Titel haben, nicht thrillern. Sie heißen „Reinheit des Herzens“ oder „Gebete aus der Stille“. Dass sie „Bestseller“ sind, zeigt, dass Menschen Sinn suchen, Spiritualität, Orientierung. Und dass Sie, verehrter Pater Dr. Anselm Grün, für die Leserinnen und Leser glaubwürdig sind. Dass Sie die Menschen ermutigen und die Hoffnung nie verlöschen lassen.

Nun, heute Abend, „Die hohe Kunst des Älterwerdens“. Viele werden es, wie ich, aus eigener Betroffenheit hören. Und wissen nur, Altern ist ungesund. Ich will aber mit einem Hoch enden, auf das Eifel-Literatur-Festival, das lange lebt und lange leben soll – zur Freude des Publikums und zum Wohl der Literatur!

Einführungsrede von Dr. Josef Zierden zu Pater Anselm Grün
09. April 2014 im Eventum zu  Wittlich

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

am Ende seines Lebens fand nicht einmal Deutschlands größter Humorist das Älterwerden lustig. „Alter  ist schon eine Zumutung“ klagte Loriot fast 80jährig in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Selbst kleinere Übel gingen ihm langsam auf die Nerven: „Ächzendes Verlassen des Taxis“ etwa, „Zögern bei der letzten Treppenstufe“, „Unauffindbarkeit des zweiten Mantelärmels“ oder „zu Hilfe eilende junge Damen“.

Dass Menschen heute viel älter werden als früher, dass sie biologisch jünger sind denn je, ist allgemein bekannt. Der demographische Wandel ist längst schon eine feste Planungsgröße selbst in den Zukunftschecks  der Kommunalpolitiker auf dem Lande.
Für die einen ist das neue Altern Anlass zu Schauergemälden mit Krankheit, Demenz, Einsamkeit und Pflegenotstand. Andere wiederum verbreiten die „Botschaft vom frohen Altern“,  von den Chancen und Potenzialen des Alterns wie einen Megatrend - zumindestens auf dem Buchmarkt. Da scheinen exaltierte Supergreise auf dem Vormarsch, die angstfrei und gelassen ihr Seniorenleben genießen.

Die noch 100jährig aus dem Fenster steigen und verschwinden, zu einer urkomischen Flucht nach einem irrwitzig turbulenten Leben.

„Nein, ich will keinen Seniorenteller!“, „Nein, ich möchte keine Kaffeefahrt!“, „Nein, ich geh nicht zum Seniorentreff!“ heißt gleich eine ganze Romanreihe, die das Vergnügen feiert, „endlich nicht mehr jung sein müssen“ - jenseits von einem düsteren „Herbst des Lebens“ und einer zipperleingeplagten „Generation Silber“.

Anselm Grüns Buch „Die hohe Kunst des Älterwerdens“ kommt ganz anders daher. Fern von Katastrophenszenarien und Altersspass-Orgien spürt es der Spiritualität des Alters nach. Dem besonderen Wert des Alters, dem Sinn des Alters, den Tugenden des Alters, möglichen Schritten und Regeln zu einem gelingenden Altern. Immer wieder gegründet auf biblischen Geschichten und Psalmen, auf theologischer, philosophischer, psychologischer oder medizinhistorischer  Literatur, etwa eines C.G. Jung,  eines Romano Guardini oder eines Karl Rahner. Immer wieder auch illustriert mit Betrachtungen und Gedichten von Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse: wenn es um die Annahme des eigenen Alters geht oder um das Loslassen im Alter - gleich einem welken Blatt, das sich vom Wind nach Hause wehen lässt.

Nicht zuletzt aber zehrt Anselm Grün von seinen eigenen Lebenserfahrungen innerhalb und außerhalb der Klostermauern. Persönlicher denn je lässt er Erinnerungen an seine Eltern in seine Betrachtungen einfließen. Nicht zuletzt Erinnerungen an seine Mutter, die aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen in der Eifel stammte, wie er schreibt. Die habe im Alter eine neue Offenheit und innere Freiheit gegenüber Themen gewonnen, die in ihrer Jugend tabu gewesen seien. Wie sie Gemeinschaft gefunden habe im Alter, wie wichtig ihr Rituale in der Spiritualität des Alters gewesen seien, wie sie den schmerzlichen Verlust ihrer überwiegenden Sehkraft verarbeitet habe - das flechtet Anselm Grün als anschauliche Belege in seine Betrachtungen zur Kunst des Älterwerdens ein.

Sich selber spart er dabei nicht aus. Mit 62 Jahren gehöre er noch zu den „jungen Alten“. Nicht alles, was er geschrieben habe, sei daher von eigener Erfahrung gedeckt. Er gibt zu, dass es zuweilen auch für ihn leichter sei, vom Annehmen und Loslassen im Alter zu sprechen, als es zu praktizieren. Im Schlusswort seines Buches gibt er bemerkenswert radikalen persönlichen Altersszenarien Raum: „Ich bin dankbar, wenn meine Vorträge gut besucht sind und meine Bücher gerne gelesen werden. Ich sage, dass ich mich nicht darüber definiere, ob ich solchen Erfolg habe. Aber wie ich reagiere, wenn ich einmal vor leeren Sälen sprechen werde oder gar nicht mehr angefragt werde, kann ich heute noch nicht sagen. Ich weiss, dass das dann der Ernstfall sein wird: Er wird mich konkret und in aller Deutlichkeit anfragen, ob ich all das, was ich als richtigen Weg des Älterwerdens spüre, auch selbst verwirklichen kann. Ich darf aber darauf vertrauen, dass Gott mich dann den Weg nach innen führt und ich bereit werde, das Äußere zu lassen und mich auf die stille Welt der Seele und auf das Geheimnis des unbegreiflichen Gottes einzulassen.“

Lieber Pater Anselm, nicht nur der heutige Besucherrekord des Eifel-Literatur-Festivals im Eventum in Wittlich mit 1400 Besuchern und ein weiteres „ausverkauft“ bei der Zusatzveranstaltung in Prüm am 16. Oktober zeigen deutlich an: Sie stehen eher noch im Zenit Ihrer Anziehungskraft und Wirkkraft als in den Endtagen eines trüben Altersherbstes als Buchautor und Vortragsredner.

Und schon gar nicht sind Sie in der Gefahr wie jene Gurus, die Sie im Kapitel zur „Fruchtbarkeit des Alters“ charakterisieren: die Bekanntsein mit Fruchtbarkeit verwechseln, die noch im hohen Alter gar nicht aufhören können, aufzutreten - ohne zu merken, „wie ihr Auftreten immer peinlicher wird und dass sie eigentlich nichts mehr zu sagen haben“.

So heiße ich einmal mehr und hoffentlich noch auf lange Zeit willkommen beim Eifel-Literatur-Festival, heute im Eventum Wittlich: Deutschlands auflagenstärksten christlichen Autor mit den Eifeler Wurzeln - Pater Anselm Grün.