Festivalarchiv 2006 bis 2018

Einführungsrede zu Axel Hacke am 17. Mai in Daun

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Axel Hacke begrüßen wir einen der bekanntesten Autoren der Republik, einen Journalisten, Schriftsteller und Kolumnisten der „Süddeutschen Zeitung“.

Der als „Popstar“ gilt unter den deutschen Kolumnisten, als Deutschlands beliebtester und bester Kolumnist.

Dr. Josef ZierdenDer in seinen meisterlichen Glossen das Kleine groß und das Große klein zu machen versteht - und, das ist ihm besonders wichtig: das Schwere leicht. In spielerisch-leichter, humorvoller Welt- und Zeitbetrachtung: über Schlachten und Schlappen des Alltags; über Erziehungsfragen - vom Baggerkäfer im Kindergarten bis zur Ursuppe aus Legosteinen; über Glück und Pech, über Büro und Bahn oder über Tiere: über Elstern mit Sodbrennen, über das Eincremen von Rattenpenissen, über wiehernde Autos, hörende Hemden und wie man Eier hart schreit.

Mehr als 1001 solcher meisterlich-humorvollen und sprachlich brillanten Kolumnen vereint Axel Hacke im Sammelband „Das kolumnistische Manifest“, erschienen 2015. Darin enthalten ist auch eine meiner Lieblingskolumnen, über den „Tod auf dem Buchmarkt“ - über den unfassbaren Boom von Regionalkrimis, von Sylt bis zum Chiemgau, vom Schwarzwald bis nach Sachsen-Anhalt. Mit fast mehr Krimititeln, als es jeweils Orte in den Regionen gibt. Wo nicht einmal die Dorflinde sicher ist vor dem Kettensägenkiller oder der Froschteich vor dem Serienlurch. Die Eifel ist in dieser Kolumne „Tod auf dem Buchmarkt“ nicht erwähnt, aber mitgemeint, wenn Hacke abschließend bilanziert: „Ich sage: Erst wenn der letzte deutsche Lehrer und der letzte deutsche Journalist einen Regionalkrimi geschrieben haben werden, werdet ihr merken, dass man’s auch übertreiben kann. Außerdem beantrage ich Titelschutz für Tod auf dem Buchmarkt.“

1001 Kolumne, dazu fast 30 Bücher, darunter etliche humorvolle Bestseller: Da ist der mögliche Bücherstapel für Bühnenauftritte schon gewaltig.

Denn wenn es heißt: „Axel Hacke liest“, dann ist immer die Frage: Was liest er denn? Was erzählt er denn? Ob er das schon selber weiß, wenn er die Treppe hinaufgeht und die Bühne betritt?

Welche Bücher werden sich heute Abend auf dem Autorentisch des Eifel-Literatur-Festivals stapeln - bereit für einen spontanen Stapellauf kurzweiliger Leseideen?

Ist es etwa „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“, mit den schönsten Blüten des Speisedeutsch in in- und ausländischen Restaurants? Mit „überbackenen Oberbegriffen und „gerösteten Substantiven“? Da entzückt ein „gebügeltes Hähnchen“ in Budapest. Da genießt man an der polnischen Ostseeküste einen „gerauchten Fisch“. Und aus Istrien bringt jemand einen „Tittenfisch“ mit nebst „Scheidenfischfilet mit Banana und Leidenschaftsfruchtsosse“.

Oder wird Axel Hacke zum köstlichen „Handbuch des Versagens“ greifen: „Der weiße Neger Wumbaba“. Mein persönliches Lieblingsbuch übrigens von Axel Hacke. Hervorgegangen aus einer Kolumne in der „Süddeutschen Zeitung“ über das Falschhören von Liedtexten, von „Hänschen klein“ über das Titellied der Sesamstraße bis hin zu Weihnachtsliedern mit: „Holger, Knabe im lockigen Haar“ oder dem Verhörer der kleinen Annalena aus München an Heilig Abend: „O Tannenbaum, oh Tannenbaum/ wie grinsen deine Blätter“.

Hacke liest - und was liest er denn? Was wir bei dieser Frage immerhin wissen ist, dass sein jüngstes Buch immer einen Platz auf dem Bühnentisch und im Leseprogramm bekommt. Das wäre der hochaktuelle Bestseller mit dem etwas ausladenden Titel „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Geschrieben unter dem Eindruck, dass „Lüge, Rücksichtslosigkeit und Niedertracht“ immer stärker an die Macht drängen, in Politik, Wirtschaft und im Alltag. Dass der Anstand, dass elementare Regeln respektvollen Miteinanders immer mehr verloren gehen. Bei unsäglich hetzenden Shitstorms im Netz. Bei rechtslastigen Demonstrationen, bei denen Galgen von Angela Merkel und Sigmar Gabriel mitgeführt werden. Beim Autofahrer, der die Ausfahrt zuparkt und frech wird, wenn man ihn bittet, wegzufahren. Bei Wirtschaftsbossen, die Erfolgsprämien in Millionenhöhe kassieren und gleichzeitig Personal entlassen, weil das Unternehmen Verlust macht. Das Wort „anständig“ fällt da allenfalls im Satzzusammenhang von „anständig verdienen“. Den Verlust von Anstand, die Zunahme von Aggression und Verrohung macht Hacke nicht zuletzt bei US-Präsidenten Donald Trump aus, der immer wieder mit Gehässigkeiten und üblen Beschimpfungen auf sich aufmerksam macht.

Dass Hackes Buch über einen vermeintlich verstaubten Begriff wie „Anstand“, Ende August 2017 erschienen, zu seinem Bestseller werden konnte und zum Motor intensiver öffentlicher Debatten - das zeigt, dass er hier offenkundig einen Nerv getroffen hat.

Herzlich willkommen beim 13. Eifel-Literatur-Festival,

herzlich willkommen im Forum Daun -

der brillante Buchautor und Kolumnist,

der „Cary Grant der hiesigen Autorenzunft“:

Axel Hacke. ***