Festivalarchiv 2006 bis 2018

Georg-Büchner-Preis 2010 für einen „Geheimtipp“ - Reinhard Jirgl

Der alljährlich verliehene Georg-Büchner-Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. 2010 ging er an den Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl: Der habe in einem Romanwerk „von epischer Fülle und sinnlicher Anschaulichkeit ein eindringliches, oft verstörend suggestives Panorama der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert entfaltet“, hieß es in der Begründung. Mit „großer erzählerischer Sensibilität und Leidenschaft“ erzähle Jirgl von den Aufbrüchen und Katastrophen, den Kriegen und Vertreibungen, den Zeiten der Teilung und der schwierigen Vereinigung.

In der DDR wurde er wegen „nichtmarxistischer Geschichtsauffassung“ nicht gedruckt. Erst in der unmittelbaren Nachwende-Zeit 1990 erschien sein erstes Buch. Mit dem Roman „Abschied von den Feinden“ gelang dem sprachmächtigen Jirgl 1993 der Durchbruch. Seither erscheinen seine Bücher im renommierten Hanser-Verlag München, der eine Reihe von Nobelpreisträgern unter den Autoren hat. Literaturkritiker zeigen sich immer neu „begeistert“, „fasziniert“ und „beeindruckt“ von Jirgls Werk, würdigen ihn als „einen der wichtigsten Autoren der neueren deutschen Literatur“.

Gleichwohl: von einem breiteren Publikum ist Reinhard Jirgl erst noch zu entdecken. In Bitburg ist Gelegenheit dazu.

Reinhard Jirgl:

Geboren 1953 in Berlin (DDR). Studium der Elektronik von 1971 bis 1975 an der Humboldt-Universität, Hochschulingenieur. Seit 1973 erste Schreibversuche. 1978 bis 1995 Techniker an der Volksbühne Berlin. Lebt seit 1996 als freier Schriftsteller in Berlin. Romane u.a.: Abschied von den Feinden(1995), Hundsnächte (1997), Die Unvollendeten (2003), Abtrünnig (2005), Die Stille (2009). Zahlreiche Auszeichnungen, u.a.: Alfred-Döblin-Preis (1993), Joseph-Breitbach-Preis (1999), Grimmelshausen-Preis (2009), Georg-Büchner-Preis (2010).

»Reinhard Jirgl ist der krasse Außenseiter der deutschen Literatur - und damit der ideale Büchner-Preisträger. Sein umfangreiches Prosawerk, das mit dem höchsten ästhetischen und politischen Anspruch deutsche Zustände beschreibt, ist eigensinnig und einzigartig - und wird hoffentlich mit Büchner von einem größeren Leserkreis entdeckt.« (Michael Krüger, Verleger Hanser-Verlag München)