Festivalarchiv 2006 bis 2018

Nobelpreis für Literatur 2009 - Festivalfinale mit Herta Müller

„Ich weiß es, aber ich glaube es immer noch nicht!“ Herta Müller konnte ihr Glück kaum fassen, als sie am 8. Oktober 2009, 13.00 Uhr, den Literatur­nobelpreis zugesprochen bekam - die höchste literarische Auszeichnung weltweit.

Die Nobelpreis-Jury war überzeugt vom prägnanten Stil, mit dem die 56 jährige Preisträgerin Diktatur, Gewalt und Gräuel seziere. Die Berlinerin zeichne „mittels der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, sagte Nobelpreis-Sekretär Englund für die Jury. „Man muss nur eine halbe Seite lesen, um zu wissen, dass es Herta Müller ist.“ 

Besucher des Eifel-Literatur-Festivals konnten sich seit 1996 wiederholt vom poetischen Rang Herta Müllers überzeugen. Und auch im Mai 2010: da kehrte Herta Müller als Nobelpreisträgerin zurück in die Eifel, mit ihrem umjubelten Meisterwerk „Atemschaukel“. 

Wir sind stolz, mit Herta Müller das Eifel-Literatur-Festival 2012 beschließen zu dürfen, da, wo das Festival 1994 begonnen hat: in Prüm.

Herta Müller:

1953 geboren in Nitzkydorf/ Rumänien. Ihr erstes Buch „Niederungen“ wurde 1982 nur zensiert veröffentlicht, 1984 erschien es in der Originalfassung in Deutschland. Herta Müller konnte danach in Rumänien nicht mehr veröffentlichen und war immer wieder Verhören, Hausdurchsuchungen und Bedrohungen durch die Securitate ausgesetzt. 1987 Übersiedlung nach Deutschland, nach Berlin. 1989 bis 2001 Gastprofessuren an den Universitäten in England, Amerika, Deutschland und der Schweiz.

Werke u.a.: Drückender Tango (1984), Barfüßiger Februar (1987), Reisende auf einem Bein (1989), Hertier (1994), Der König verneigt sich und tötet (2003), Atemschaukel (2009), Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel (2011).

Auszeichnungen u.a.: Aspekte-Literaturpreis (1984), Kleist-Preis (1994), IMPAC Dublin Literary Award (1998), Carl-Zuckmayer-Medaille (2002), Joseph-Breitbach-Preis (2003), Nobelpreis für Literatur (2009), Hoffmann-von-Fallersleben-Preis (2010), Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2010), Monismanien-Preis der Universität Uppsala (2011).

»Ein kühnes Sprachkunstwerk, das seinesgleichen sucht in der europäischen Literatur unserer Zeit.« (Jochen Jung, Der Tagesspiegel, 19.09.2009, zu »Atemschaukel«)

»Ein atemberaubendes Meisterwerk.« (Michael Naumann, Die Zeit, 20.08.09)

»Ein sprachliches Kunstwerk, wie es das in diesem Herbst kaum ein zweites Mal geben dürfte. Wer es schafft, Herta Müllers bestürzenden, bedrückenden und - wegen seiner sprachlichen Kraft - beglückenden Roman zu Ende zu lesen, wird dieses Buch nie wieder vergessen.« (Hajo Steinert, Focus, 10.08. 2009)